Naturverbundenheit bedeutet nicht zwangsweise, den ganzen Tag im Wald zu sitzen (auch wenn das sehr erstrebenswert wäre!). Bei Naturverbundenheit denken wir oft an die physischen Möglichkeiten, wie sich in die Natur zu begeben oder sich die Natur ins Haus zu holen. Es gibt aber auch andere, eher mentale Möglichkeiten, wieder mehr im Einklang mit der Natur zu leben. Drei davon möchte ich dir in diesem Blogartikel vorstellen.
Was trennt uns eigentlich von der Natur?
Bevor wir uns mit etwas wieder verbinden wollen, können wir uns fragen, was uns gerade eigentlich trennt. Und da kommt bei vielen von uns der Faktor ZEIT ins Spiel. Egal ob auf dem Dorf oder in der Stadt: Wer hat heute schon Zeit, um sich einfach mal einen Tag in den Wald zu setzen? Das war jetzt ein bisschen spitz formuliert, aber „keine Zeit“ zu haben ist unsere Ausrede Nummer 1 bei sehr vielen Dingen, die uns eigentlich guttun würden.
Um uns wieder mehr mit der Natur zu verbinden, können wir ebenfalls beim Thema „Zeit“ ansetzen. Unser Alltag wird bestimmt von Terminen und Fristen, die uns unsere Arbeit, die Schule, die Feiertage unseres Bundeslands, die Wochen, Monate und Jahre unseres gregorianischen Kalenders vorgeben. Um uns wieder mehr mit der Natur zu verbinden, können wir genau hier ansetzen: Unsere Planung, unseren Alltag, unsere Feste wieder mehr an den natürlichen Rhythmen statt künstlichen Terminen auszurichten.
1) Die keltischen Jahreskreisfeste
Auf der Jahresebene orientieren wir uns oft an den Schulferien oder an Feiertagen wie Ostern oder Weihnachten, oder anderen vergleichbaren religiösen Festen. Alternativ (oder zusätzlich) bieten sich die 8 Jahreskreisfeste an, die vor allem von den Kelten gefeiert wurden. Jedes Fest hat einen Zusammenhang mit der aktuellen Jahreszeit, anstatt ein bestimmtes Ereignis zu ehren, das vor vielen tausenden Jahren stattgefunden hat. Die Jahreskreisfeste unterteilen sich in vier Sonnenfeste, die an bestimmte Ereignisse im Lauf eines Sonnenjahres geknüpft sind, und vier Mondfeste, die ursprünglich zum X. Vollmond nach Jahresbeginn gefeiert wurden, heute aber auch oft auf ein Datum festgelegt werden. Hier eine Übersicht:
- Imbolc, Mondfest am 1.2.: Feier des Neubeginns und der Reinigung, symbolisiert das Erwachen der Natur aus dem Winterschlaf. Es ist ein Fest des Lichts und der Hoffnung.
- Ostara, Tag- und Nachtgleiche am 21.3.: Frühjahrsfest, das die Balance von Licht und Dunkelheit feiert. Es steht für Wachstum, Fruchtbarkeit und Neuanfänge.
- Beltane, Mondfest am 1.5.: Lebenslust und Fruchtbarkeit stehen im Mittelpunkt. Es markiert den Übergang zum Sommer und wird oft mit Feuer und Tanz gefeiert.
- Litha, Sommersonnenwende am 21.6.: Der längste Tag des Jahres feiert die Fülle und Kraft der Sonne, bevor die Tage wieder kürzer werden.
- Lammas (Lughnasadh), Mondfest am 1.8.: Beginn der Erntezeit, ein Fest der Dankbarkeit für die ersten Früchte und die Fülle des Lebens.
- Mabon, Tag- und Nachtgleiche am 21.9.: Abschluss der Erntezeit und ein Fest des Gleichgewichts, der Dankbarkeit und des Loslassens.
- Samhain, Mondfest am 31.10.: Beginn des keltischen neuen Jahres und Fest der Ahnen. Die Grenze zwischen den Welten gilt als besonders dünn.
- Yule, Wintersonnenwende am 21.12.: Feier der Wiederkehr des Lichts. Das Fest symbolisiert Hoffnung und das Ende der Dunkelheit.
Wenn du dich genauer damit befassen möchtest, findest du unzählige Bücher, Kurse, Videos und Blogartikel von vielen verschiedenen Anbieter:innen. Schau dich ein bisschen um, was dich anspricht, und nimm einfach mal das Bewusstsein, welches Fest gerade ansteht, mit in deinen Alltag. Zusätzlich kannst du die Feste natürlich auch mit einem Ritual oder einer Festlichkeit mit anderen Menschen feiern - das bleibt natürlich ganz dir überlassen, wie du das gestaltest.
2) Die Jahreszeiten
Neben den Jahreskreisfesten als einzelnen Tagen kannst du auch die Zeit dazwischen ganz anders wahrnehmen. Frühling, Sommer, Herbst und Winter haben jeweils eine ganz eigene Energie - von uns wird aber im Alltag das ganze Jahr durch die gleiche Energie erwartet.
Im Winter ist eigentlich die Zeit des Rückzugs und der Innenschau, im Sommer blühen wir voll auf und haben viel Energie. Da wir so getrennt von der Natur leben, können wir wahrscheinlich nicht unser ganzes Leben auf den Jahreskreis ausrichten. Aber vielleicht kannst du zumindest dein Privatleben mithilfe des Jahreskreises so gestalten, dass es sich für dich stimmig und naturverbunden anfühlt? Auch hier eine Übersicht dazu:
Frühling: Aufbruch und Wachstum
- Energie: Erneuerung, Frische, Neubeginn. Die Natur erwacht, und wir spüren oft einen Drang, aktiv zu werden und Neues auszuprobieren.
- Stimmung: Hoffnungsvoll, dynamisch, neugierig.
- Fokus: Ziele setzen, Kreativität fördern, Veränderungen starten..
Sommer: Fülle und Vitalität
- Energie: Höhepunkt der Kraft, Freude, Lebendigkeit. Es ist die Zeit, Dinge zu genießen und sich auszudrücken.
- Stimmung: Leidenschaftlich, extrovertiert, optimistisch.
- Fokus: Projekte zum Blühen bringen, Beziehungen pflegen, die Wärme und Fülle des Lebens feiern.
Herbst: Ernte und Loslassen
- Energie: Reflexion, Reife, Transformation. Die Erntezeit erinnert daran, Ergebnisse zu feiern, aber auch das Loslassen zu üben.
- Stimmung: Nachdenklich, dankbar, geerdet.
- Fokus: Erreichtes würdigen, alte Muster loslassen, Rückzug vorbereiten.
Winter: Rückzug und Ruhe
- Energie: Innenschau, Regeneration, Weisheit. Die Natur ruht, und auch wir sind eingeladen, zur Ruhe zu kommen und Kraft zu tanken.
- Stimmung: Ruhig, introspektiv, verträumt.
- Fokus: Rückzug, Reflexion, Vorbereitung auf den Neubeginn.
Um die Jahreszeiten bewusst wahrzunehmen und in den Alltag zu integrieren, hilft es natürlich auch, bei jedem Wetter raus zu gehen und sich die Natur mit kleinen Fundstücken ins Haus zu holen. Und gleichzeitig müssen wir uns nicht schlecht fühlen, wenn wir im Winter gerne mehr schlafen und auf dem Sofa kuscheln würden, als uns jeden Tag zur Arbeit zu schleppen. Oder wenn wir im Sommer bis spät abends wach bleiben wollen, anstatt brav zur gewohnten Zeit ins Bett zu gehen. Leider finden sich diese natürlichen Rhythmen in unserer Arbeitswelt noch nicht wieder, aber ein wenig Spielraum gibt es fast immer.
3) Die Mondphasen
Auf der Monats- oder Tagesebene können wir uns an unserem ständigen Begleiter orientieren: dem Mond. Oder eigentlich der Mondin, weil diesem Himmelskörper sehr viele weibliche Energien und Eigenschaften zugeschrieben werden (im Gegensatz zur Sonne, die eigentlich eher männliche Energien und Eigenschaften hat).
Egal, ob du daran glaubst, dass zu Vollmond eine andere Energie herrscht als bei Neumond - der Mondzyklus mit seinen verschiedenen Phasen bietet eine weitere Möglichkeit, deine Planung und deinen Alltag an der Natur auszurichten. Ein paar Vorschläge:
1. Neumond (Neuanfang, Intentionen setzen)
Hier geht es um Stille, Rückzug, Neubeginn. Perfekt für Reflexion und das Setzen von Absichten. Das kann im Alltag so aussehen:
- Plane deine Ziele und Projekte für den nächsten Monat.
- Nimm dir Zeit für Selbstreflexion, Tagebuchschreiben oder Meditation.
- Starte etwas Neues, z. B. eine Gewohnheit oder ein Projekt.
2. Zunehmender Mond (Wachstum, Aufbau)
Jetzt herrschen Aufbruch, Tatendrang und Anziehungskraft. Alles, was wachsen soll, wird unterstützt. Beispiele für den Alltag:
- Arbeite aktiv an deinen Zielen und bringe Projekte voran.
- Nimm dir Zeit für neue Lernerfahrungen oder persönliche Weiterentwicklung.
- Pflege deine Gesundheit (z. B. nährstoffreiche Ernährung, Sport).
3. Vollmond (Höhepunkt, Fülle)
Intensität, Fülle und Klarheit zeigen sich jetzt. Der Mond erhellt, was wichtig ist – oft ein emotional aufgeladener Moment. Ein paar Vorschläge, wie du diese Energie für dich nutzen kannst:
- Feier Erfolge und würdige das Erreichte.
- Reflektiere, was in deinem Leben funktioniert und was nicht.
- Nutze die Zeit für kreative Projekte oder emotionale Gespräche.
4. Abnehmender Mond (Loslassen, Reinigung)
Jetzt sind Rückzug, Abschluss und Reinigung an der Reihe. Diese Phase lädt dazu ein, Ballast abzuwerfen, was im Alltag folgendermaßen gestaltet werden kann:
- Entrümple deine Wohnung oder deinen Arbeitsplatz.
- Lasse ungesunde Gewohnheiten, Beziehungen oder Gedanken los.
- Fokussiere dich auf Regeneration, z. B. durch ruhige Abende, Detox oder sanfte Bewegung.
Auch hier zeigt sich, dass die Natur sehr zyklisch ist, wohingegen unser Alltag heute eher linear ausgerichtet ist und jeden Tag bzw. jeden Monat das gleiche Energielevel von uns fordert. Wäre es nicht schön, immer wieder richtig durchzupowern, und sich dann auch wirklich Zeit für Ruhe und Erholung zu gönnen - ohne schlechtes Gewissen?
Um dich im Alltag an den Mondphasen zu orientieren, kannst du einen Mondkalender nutzen. Wenn du magst, kannst du auch Neumond- oder Vollmondrituale abhalten, in denen du dir nochmal bewusst machst, an welchem Punkt im Mondzyklus wir gerade stehen und was jetzt dran ist.
Fazit
Die Rhythmen der Natur laden uns dazu ein, aus unserem linearen Denken vom ständigen Höher-Schneller-Weiter auszubrechen und zyklischer und naturverbundener zu leben. Egal ob wir uns dabei an den Jahreskreisfesten, den Jahreszeiten oder den Mondphasen orientieren, müssen wir oft erstmal Wege finden, unseren Alltag entsprechend anzupassen. Bevor du die Feste und Rituale groß feierst, kannst du auch erstmal dein Bewusstsein dafür schärfen, indem du sie dir im Kalender notierst oder mit deinen Lieblingsmenschen darüber sprichst. Ich finde, die Jahreskreisfeste, Jahreszeiten und Mondphasen sind wunderbare Möglichkeiten, um unseren Alltag zu entschleunigen und gleichzeitig wieder naturverbundener zu leben.
Welcher Aspekt spricht dich am meisten an? Orientierst du dich bereits an einem der natürlichen Zyklen? Lass es mich gerne in einem Kommentar wissen!