Dinge zu hinterfragen ist eins meiner wichtigsten Prinzipien - privat und beruflich. Deshalb habe ich mich auch gefragt: Warum mache ich das hier? Was will ich mit meinem Blog bewirken? Welchen Einfluss möchte ich langfristig auf meine Leserinnen und Leser haben? In diesem Blogartikel geht es um drei verschiedene Ebenen, auf denen ich etwas anstoßen möchte.
Auf persönlicher Ebene möchte ich meine Erfahrungen mit Slow Living und Nachhaltigkeit im Alltag weitergeben. Auf etwas höherer Ebene möchte ich Veränderungen anstoßen, die mit unserer Lebensweise und unseren Erwartungshaltungen zu tun haben. Und auf noch höherer Ebene möchte ich bewirken, dass endlich längerfristig gedacht wird und Slow Living in Zukunft kein Konzept, sondern eine Selbstverständlichkeit ist.
Entschleunigen: Mit Slow Living mehr Zeit fürs Wesentliche
Ich habe seit 2012 nach und nach meinen Alltag nachhaltiger gestaltet, hatte aber immer einen vollen Terminkalender und wenig Zeit für Erholung. Seit 2020 wurde mein Leben dann auch stark entschleunigt - und ich habe schnell gemerkt, wie gut mir das tut. Ich ernähre mich gesünder und bewege mich mehr. Ich erledige immer noch viele Dinge im Laufe eines Tages und habe trotzdem Zeit für mich und meine Kinder. Ich bekomme genug Schlaf und bin tagsüber fit - und damit auch gut gerüstet, falls es doch mal stressig wird.
Deshalb möchte ich auch anderen Menschen zeigen, wie sie ihren Alltag langfristig entschleunigen können, um sich weniger gehetzt und gestresst zu fühlen. Beim Konzept von Slow Living können wir individuell entscheiden, womit wir anfangen wollen: Für manche ist es der Minimalismus und damit verbunden ein radikales Ausmisten ihres materiellen Besitzes. Für manche ist es der nachhaltige Ansatz und sie beginnen, ihre alltäglichen Entscheidungen nach dem Aspekt der Nachhaltigkeit auszurichten. Andere fangen an, regelmäßig Selbstreflexion und Achtsamkeit zu praktizieren. Und wieder andere brauchen zuerst ein gutes Zeitmanagement, um neben ihren Aufgaben auch Zeit für Entspannung und Erholung zu finden. Egal wie: Es geht darum, in kleinen Schritten und im eigenen Tempo etwas an deiner Einstellung und deiner Situation zu ändern, wenn diese bei dir momentan zu Stress und Unzufriedenheit führen.
Mit meinem Blog möchte ich dazu beitragen, dass sich Menschen bewusst damit auseinandersetzen, was sie wirklich tun „müssen“. Ich möchte Vorbild sein in Bezug auf bewussten Konsum und eine nachhaltige Lebensweise: mit wenig auskommen, minimalistisch leben, nur so viel nehmen wie ich brauche. Ich möchte zeigen, dass Slow Living ein ganzheitliches Konzept ist, das sich über alle Bereiche unseres Lebens erstreckt. Ich schreibe Blogartikel in verschiedenen Formaten, damit für alle etwas dabei ist: Erklärungen und Anleitungen, Meinungen und Erfahrungen, Tipps und Strategien.
Ich möchte bewirken, dass du dich abends entspannt zurücklehnen kannst, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Ich möchte bewirken, dass du neben deinen Verpflichtungen genug Zeit für Dinge hast, die dir guttun. Ich möchte bewirken, dass du nicht noch dies und das erledigen willst, bevor du dir erlaubst, Pause zu machen. Und ich möchte bewirken, dass du dadurch eine entspannte, ausgeglichene Grundhaltung hast, aus der heraus du auf Stress und Krisen angemessen reagieren kannst.
Perspektive wechseln: Artgerechte Lebensweise für Erwachsene
Als ich Kinder bekommen habe, habe ich angefangen, mich intensiv mit Bindung und Erziehung zu beschäftigen. Ich bin schnell bei der bedürfnisorientierten Elternschaft und dem Prinzip „artgerecht“ von Nicola Schmidt gelandet. Die verschiedenen Konzepte gehen nahtlos ineinander über oder bauen aufeinander auf. Im Grundsatz versuchen sie alle, einer Tatsache gerecht zu werden: Wir Menschen sind zu schnell für die Evolution. Die Gehirne von Säuglingen wissen noch nicht, dass ein Schlafzimmer ein sicherer Ort ist - sie schlagen Alarm, wenn das Baby alleine ist, weil sie noch davon ausgehen, dass jederzeit ein Säbelzahntiger ums Eck kommen könnte.
Ich habe mich dabei immer gefragt: Warum gehen wir nur bei Kindern von dieser Tatsache aus? Auch unsere erwachsenen Gehirne sind evolutionär gesehen noch nicht so weit, wie wir sie vielleicht gerne hätten. Unser Nervensystem schaltet in den Stressmodus, wenn wir einen Termin einhalten müssen oder einen großen Aufgabenberg vor uns haben. Eigentlich war der Stressmodus für Kampf oder Flucht angelegt, und sollte nur selten abgerufen werden. Viele von uns befinden sich aber jeden Tag sehr oft im Stressmodus - das ist langfristig nicht gesund, wie unsere schlauen Gehirne inzwischen zum Glück auch herausgefunden haben.
Mit meinem Blog möchte ich also auch dazu beitragen, dass wir uns bewusst machen, wie und wofür wir Menschen eigentlich gemacht sind. In unserer gesamten Gesellschaft: Weniger Stress und Hektik, weniger Druck und Drohungen, weniger Strafen und Belohnungen - auch für uns Erwachsene. Mehr Sicherheit und Gelassenheit, damit wir diese im täglichen Umgang an unsere Kinder und Mitmenschen weitergeben können.
Ich möchte bewirken, dass wir uns Gedanken über eine „artgerechte“ Umwelt für uns Menschen machen. Ich möchte bewirken, dass eine entspannte Grundhaltung und ein bedürfnisorientierter Alltag auch für uns Erwachsene wieder mehr in den Fokus rücken. Ich möchte bewirken, dass wir wieder mehr in Dörfern und Gemeinschaft denken, anstatt alles alleine schaffen zu müssen. Und ich möchte bewirken, dass wir aufhören, immer höher-schneller-weiter leben zu wollen.
Umdenken: Kapitalismus als zentrale Herausforderung
„Höher-schneller-weiter“ ist das Motto unseres Wirtschaftssystems, in dem wir nun einmal leben. Für die vielen Krisen, mit denen wir konfrontiert werden, werden hier oft nur Symptome statt Ursachen beseitigt. Keine Frage, an den Ursachen etwas zu ändern ist ein langer, träger Prozess und nicht einfach so mit ein paar politischen Entscheidungen umsetzbar. Aber wir sollten anfangen, längerfristig zu denken und uns - weltweit - um soziale Gerechtigkeit bemühen.
Seit ich mich mit dieser Thematik beschäftige, lande ich bei vielen Problemen beim gleichen Auslöser: dem Kapitalismus. Dieses Wirtschaftssystem muss ständig wachsen, um stabil zu sein. Wir können bewusster konsumieren und im Alltag nachhaltiger leben, aber wenn das irgendwann alle machen, leidet unsere Wirtschaft darunter - weil sie nicht auf Verzicht und echte Nachhaltigkeit ausgelegt ist. Ich stimme auch Ulrike Herrmann zu, wenn sie sagt, es gebe kein „grünes Wachstum“. Selbst grüne Technologien und Innovationen haben ihre Schattenseiten: Vieles von dem, was jetzt entwickelt wird, ist noch lange nicht serienreif. Und für viele Produkte, die im täglichen Gebrauch sparsamer sind als ihre Vorgänger, werden dafür bei der Herstellung mehr Rohstoffe, Energie oder Wasser verbraucht.
Mit meinem Blog möchte ich Menschen, die sich schon viel mit ihrer eigenen Nachhaltigkeit beschäftigt haben, dazu ermuntern, weiterzudenken. Ich selbst habe bisher leider keine Alternative zum Kapitalismus, kann also keine konstruktive Kritik abgeben. Vielleicht gibt es auch Möglichkeiten, den Wachstumszwang ausreichend abzuschwächen und das bestehende System umzuwandeln. Ich denke nämlich nicht, dass wir bereits da gewesene Wirtschaftssysteme kopieren sollten, die zu Armut, Krieg und Krisen geführt haben. Aber wir brauchen ein neues System, das nicht auf Ausbeutung von Mensch und Natur ausgelegt ist, bei dem wir auch im großen Stil nur das nehmen, was wir wirklich brauchen.
Ich möchte bewirken, dass mehr Menschen anfangen, weiterzudenken, in der Gesellschaft und in der Politik. Ich möchte bewirken, dass unser gesamtes Wirtschaftssystem als Ursache von Problemen gesehen wird. Ich möchte bewirken, dass Alternativen zum Kapitalismus ernst genommen werden. Und ich möchte bewirken, dass sich nicht nur Menschen in privilegierten Industrieländern dazu entscheiden können, ihren Alltag entspannter zu gestalten.